Informationenzur Historie von SV Viktoria Gesmold

Zwölf junge Männer gründeten im Jahr 1919 den Sportverein in Gesmold. Nach bitterschweren Jahren des 1. Weltkrieges suchten sie Unterhaltung in der Freizeit und Bewegung im Freien. Ihre Liebe zum Fußball hatten sie vornehmlich beim Militär entdeckt, das ihnen in der Ausbildungszeit Exerzierplätze für die Spiele zur Verfügung stellte. In vielen Städten waren bereits in den Jahrzehnten zuvor Sportvereine gebildet worden. Auf dem Lande setzte sich diese Entwicklung unmittelbar nach Kriegsende fort. Hier weckte der Fußball nicht nur die Begeisterung bei den Mitgliedern des Vereins, sondern fand auch trotz aller Unzulänglichkeiten bei anderen Jugendlichen Interesse. Das zeigen einige Beispiele:
In Dratum bestand der erste Fußball aus Plünnen. Gespielt wurde in Puschen oder in Landschuhen. Die Westberghöfener benutzten Schweinsblasen, pumpten diese auf und umhüllten sie mit Stoff. Geschäftstüchtig zeigten sich die Wievener Jungten. Sie sammelten Eicheln, mähten Gras bei den Rötegruben für Packheu und verkauften diese Naturprodukte. Außerdem handelten sie mit Stofflumpen. Mit den Erlösen kauften sie sich dann Fußballschuhe und Bälle.
Bei etlichen Erwachsenen löste die Entwicklung allerdings Spannungen aus. Manche empfanden zu großen Lärm. Die Kirche hatte Bedenken wegen der Entheiligung der Sonntage. Lehrer befürchteten nachlassenden Lerneifer. Andere Kritiker verurteilten das Fußballspiel als hartes und rohes Kräftemessen.
Bei allen Gegensätzen war der Fußballsport eben “Neuland” in der Gemeinde, verbunden mit Vorurteilen, während die erzieherischen und körperbildenden Werte anfangs außer Betracht blieben. Diese Chronik lässt jedoch erkennen, dass die Abneigungen und Vorurteile im Laufe der Zeit verschwunden sind. Gemeinde, Kirche und Schule haben wesentlich zur positiven Entwicklung des Vereins beigetragen, ebenso wie viele Privatpersonen, Institutionen und Firmen.

Das 1. Stiftungsfest

Für die Gründer stellte sich zunächst die Aufgabe Sportgeräte und -kleidung zu beschaffen, sowie ein geeignetes Grundstück als Sportplatz zu finden. Dafür war Geld erforderlich. Aus eigener Tasche konnten sie die Mittel nicht aufbringen. Veranlasst durch ein Fest in Oldendorf, das eine gute Resonanz gefunden hatte, entschlossen sich daher die Gründer ein ähnliches Fest in Gesmold zu veranstalten. Mit diesem Auftritt in der Öffentlichkeit wollten sie auch weitere Freunde und Mitglieder gewinnen.
Was ist im Gedächtnis unserer älteren Mitbürger von der Gründungsphase des Sportvereins am stärksten haften geblieben? – Zweifellos dieses Stiftungsfest am Sonntag, den 15. Juni 1919, das erheblich Unruhe in die Gemeinden brachte und ein Für und Wider bei der Bevölkerung auslöste. Die Konflikte ergaben sich aus den Folgen des 1. Weltkrieges mit Millionen gefallener, vermisster und verwundeter Soldaten. Seit dem Waffenstillstand am 11. November 1918 war der zeitliche Abstand zum Kiregsgeschehen noch zu kurz. Pastor Olthaus äußerte daher auf der Kanzel Bedenken gegen die Festveranstaltung. Er bat um Einfühlung in andere, um Rücksicht auf die Opfer und deren Angehörige. Unverkennbar stark war dagegen die Neigung der Jüngeren, die sich durch die Kriegsjahre um ihr Jugendglück betrogen fühlten, an Festlichkeiten teilzunehmen und Versäumtes nachzuholen. So verzeichnete auch die Gesmokter Kirmes drei Monate später einen Massenbesuch. “Eine wahre Völkerwanderung ergoss sich von allen Seiten in das Dorf” hieß es am 15. September 1919 im Meller Kreisblatt.
Vielleicht wäre eine Terminabsprache mit Vertretern der Gemeinde und der Kirchengemeinde im Vorfeld der konkreten Planung nützlich gewesen So aber begab sich der Verein gleich im Gründungsjahr – wenn auch ungewollt – auf den Prüfstand der öffentlichen Meinung mit Pro- und Kontrastimmen.
Über mangelndes Interesse am Fest konnten sich die Gründer gleichwohl nicht beklagen. Bei strahlendem Sonnenschein kamen viele Besucher von nah und fern. Finanziell wurde es mit einem Überschuss von 1.300 Mark ein großer Erfolg. Einen namenhaften Betrag davon stiftete der Verein der Armen. Ob das Konzert ein Ohrenschmaus war, die Kinderbelustigung zündete und ob die Sportler das Karussell selbst ziehen mussten oder ein Pferd die Runden drehte, diese Einzelheiten sind heute nicht mehr bekannt. Unvergessen blieben dagegen der Wagemut und die Einsatzfreude der Sportler.
Niemand ist perfekt, werden die Aktiven der ersten Stunde gedacht haben und Grübeln führt vielfach in die Sackgasse. Sie mussten gleich zur nächsten Tat schreiten und ein geeignetes Grundstück für einen behelfsmäßigen Sportplatz suchen.

Sportplatzsuche

Der sonntägliche Frühschoppen nach dem Hochamt war die beste Gelegenheit, Anliegen in der Gemeinde an den Mann zu bringen, so auch die Sportplatzfrage an Heinrich Schengber. Heinrich Schengber, der Großvater von Helmut, Änne und Albert, war ein freundlicher und fideler Mann. So kannte ihn Heinrich Brockmann als einer der ältesten Mitbürger unserer Gemeinde noch gut. Schengber betrieb als Heuerling auf Schloß Gesmold eine Landwirtschaft mit vier Kühen (heutiges Anwesen Plater). Nach der Sonntagsrunde stellte er seine Weide am Wulberg 1919 den Fußballern als erstes Trainingsgelände zur Verfügung. Hier konnten sich die Sportler in einiger Entfernung vom Dorf austoben ohne Nachbarn zu stören Das Grundstück war allerdings feucht und tiefgründig, sodass die Aktiven oft bis an die Knöchel versanken. Die Weite glich hinterher einem Acker, das konnte natürlich nicht lange gutgehen. So musste sich der Sportverein im Jahr 1920 um ein anderes Grundstück bemühen und wandte sich an den Viehhänder Schmersahl aus Üdinghausen, der seinerzeit beim Schloß Gesmold große Wiesen- und Weideflächen für sein Rindvieh gepachtet hatte. Davon mussten etwa 60 Scheffelsaat (5 ha) hinter dem Tiergarten mit der Sense für Heu gemäht werden. Vierzig Mitglieder des Sportvereins (Fußballer und Turner) erklärten sich dazu bereit. Sie verrichteten die Arbeit und konnten als Gegenleistung ein Jahr lang ein Grundstück an der alten Else (Kolk) als Sportplatz benutzen – harte Bedingungen! Zum Abschluss der Aktion wurde am Sonntag, dem 05. Juli 1920, auf der Diele von Wiemann (jetzt Rose) ein Fass Bier verzehrt, das Schmersahl gestiftet hatte.
Die “Schmersahl-Lösung” dauerte ebenso nur einen Sommer und man siedelte nach Westberghöfen und anschließend zu Baumschlüter Weide (time) an der Else über. Weitere Stationen waren Wiesen von Brebeck “in der Westen” und “auf den Platen”. Theo Brebeck (Vater von Alois Friedhof, Zur Femelinde), gelernter Klavierbauer und durch Heirat zum Landwirt geworden, war im Grunde ein getmütiger und duldsamer Mensch. Eines Tages allerdings, als unsere Sportler seine Weide “Auf dem Platten” übermäßig zerfurcht hatten, musste er jedoch energisch werden. Sein Ausdruck “Allemal van Mienen Deel” – alle ganz bald von meinem Grundstück – blieb seitdem in Gesmold ein geflügeltes Wort.

Zusammenschluss des “Sportverein Gesmold” und des “Spielverein Dratum”

Im Jahr 1921 wurde in Dratum ein Spielverein gegründet. Die Söhne aus drei Familien waren maßgeblich daran beteiligt: die Gebrüder Johannes, Heinrich und Rudolf Giese, Heinrich und Franz Grothaus sowie die Gebrüder Glahe. Hinzu kamen weiter Christian Weiler, Benno Ostendorf, Johannes Debbrecht, Heinrich Warner, Pottebaum und Karl Stühlmeyer. Als Vorsitzender wurde Franz Grothaus gewählt. Da die Spieler das Geld für den Sport nicht aus eigener Tasche aufbringen konnten, zogen sie nach der Heuernte die “Hungerharke” über die Dratumer Mach und verkauften dieses Heu an Adolf Brockmeyer. Zunächst spielten sie auf den Wiesen bei der Bifurkation, später auf Ostendorfs Weide. Die Spieler Johannes und Rodulf Giese hatten dabei Vorteile. Sie waren Schuhmacher und konnten sich daher selbst Fußballschuhe anfertigen, während die anderen in Puschen oder in Landschuhen spielten.
Das Meller Kreisblatt enthält im Jahr 1923 keine Berichte über den Gesmokter und den Dratumer Sportverein Weder sportliche Ereignisse noch andere Aktivitäten wurden gemeldet, vielleicht eine Folge der wirtschaftlichen Not und der Inflation, In dieser Zeit erfolgte der Zusammenschluss der beiden Vereine. Dabei konnte Datum als Platz Ostendorfs Weide mit in die “Ehe” bringen. Als Zimmermann und Torwart fertigte Heinrich Stieve seinen “Kasten” selbst.

Anschluss an den Verband “Deutsche Jugendkraft”

Eine Voraussetzung für die Teilnahme an Punktspielen im Fußball ist die Zugehörigkeit des Vereins zu einem Verband, der für die Spielordnung sorgt und einheitliche Regeln festlegt (Spielerlaubnis, Pässe, Spielregeln, Einrichtung von Klassen, Spieltermine, Schiedsrichter, Aufstieg, Abstieg, etc.). Das ist heute eine Selbstverständlichkeit, anfangs (1919 bis 1923) war das im Gesmolder Sportverein jedoch nicht der Fall. In dieser Zeit wurden daher nur Freundschaftsspiele – Wettkampfspiele – ausgetragen, die durch die Partner von Fall zu Fall vereinbart wurden. Die Sportverbände hatten seinerzeit unterschiedliche Entwicklungen gemacht. Während der Deutsche Fußballbund (DFB) im Jahre 1900 gegründet wurde, bildeten sich nach dem 1. Weltkrieg Sportverbände auf politischer und konfessioneller Basis, so der sozialistische Arbeiter-, Turn- und Sportbund, die katholische Jugendkraft und der evangelische Eichenkreuzverband.
In den katholischen Jugend- und Gesellenvereinen der Städte gäbe es schon vor dem 1. Weltkrieg Fußballmannschaften und Turngruppen, die sich anfangs auf die jeweilige Pfarrei bzw. den Ort beschränkten und später eine eigene Sportorganisation auf christlicher Grundlage forderten. Die Bewegung führte auf den Katholikentag in Würzburg am 16. September 1920 zur Gründung der Deutschen Jugendkraft als den Verband für Leibesübungen in katholischen Vereinen. Die Organisation baute sich in Kreisen auf, die in Gaue und Bezirke untergliedert waren. Dem DJK-Bezirksverband Osnabrück schloss sich im Juni 1921 der Melker DJK-Verein an, später folgten Wellingholzhausen, Gesmold und Riemsloh.

Sportplatzbau 1926/27

Der Verein hatte im Jahr 1926 stark gelitten, da ein Fußballplatz seit dem Sommer fehlte. Ostendorfs Weide in Datum stand nicht mehr zur Verfügung, weil der Besitzer diese selbst dringend benötigte. Fußballspiele konnten nicht mehr ausgetragen werden. Präses Vikar Meyer und der 1. Vorsitzende Heinrich Stieve gaben sich große Mühe, einen neuen Platz anzulegen. Mit Unterstützung der Kirchengemeinde gelang es ihnen, an der Westerhausener Straße ein Grundstück in Größe von 65 Ar vom Freiherrn von Hammerstein zu pachten. Der Pachtvertrag wurde am 29. Juni 1926 (Peter und Paul) mit einer Pachtzeit von zunächst 5 Jahren geschlossen. Nach langwierigen Verhandlungen gaben der Kreis Mehle, die Regierung in Osnabrück sowie die Samtgemeinde Zuschüsse für den Ausbau. Der Platz wurde geebnet und eingefriedet. Die Arbeiten führte der Tiefbauunternehmer Heinrich Diekmeyer aus Dratum aus. Die Fertigstellungskosten blieben sich auf 650 Reichsmark. Ab August 1927 konnte der Platz genutzt werden.
Am 28. August 1927 wurde der Sportplatz an der Westerhausener Straße (Kampfbahn) eingeweiht. Trotz stark eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten nahm der Verein dieses Ereignis zum Anlass, als Gastgeber das Bezirks-, Turn- und Sportfest der DJK auszurichten. Acht Vereine mit etwa 180 Sportlern nahmen daran teil. Außer Gesmold beteiligten sich Melle, Wellingholzhausen, St. Johann Osnabrück, St. Josef Osnabrück, Niedersachsen Osnabrück, Osnabrück-Schinkel und Hagen. In den Vormittagsstunden wurden turnerische Veranstaltungen ausgetragen. Um 14 Uhr fand ein Gottesdienst in der Kirche mit einer Festpredigt des Bezirkspräsens Vikar Steinbild statt. (Der sportbegeisterte Vikar Steinbild wurde 1950 Nachfolger von Dechant Olthaus Pfarrer in Gesmold). Als weitere Gäste wurden besonders Freiherr von Hammerstein, Bezirksleiter Igelbrink sowie Samtgemeindevorsteher Heinrich Meyer begrüßt. Im Anschluss an den Gottesdienst folgte der gemeinsame Festzug zum Sportplatz, wo die Leichtathletikwettkämpfe stattfanden. Besonders lebhaft war die Anteilnahme der Bevölkerung, die auch in dem zahlreichen Besuch des Sportplatzes zum Ausdruck kam. Abends erfolgte die Siegerehrung bei Kellermann. Der Sportverein durfte mit Stolz und Freude auf das ausgezeichnete Gelingen der größten sportlichen Veranstaltung in Gesmold zwischen den beiden Weltkriegen zurückblicken. Es war ein Tag heller Begeisterung und ein Markstein in der Geschichte des Sportvereins.

Zusammenschluss mit DJK Melle

Aus dem Vorstandsbericht zur Generalversammlung im Februar 1933 geht hervor, dass drei Fußballmannschaften wegen Fortzuges einiger Spieler auf zwei Mannschaften aufgeteilt werden mussten. Die enttäuschenden Spielergebnisse in dieser Zeit lassen den Aderlass an bewährten Stammspielern erkennen. Die Schwächeperiode löste eine Signalwirkung aus. Weil die DJK Mehle gegen gleichzeitiger personeller Probleme Einschränkungen vornehmen musste, kam es im Herbst zu Verbindungsgesprächen der beiden Vorstände, die im September 1933 zum Zusammenschluss unter dem Namen DJK Melle-Gesmold führten. In der Vorstandswahl wurde Lehrer Wollersen zum 1. Vorsitzenden und Bernhard Brauers, Melle, zum stellvertretenden Vorsitzenden sowie zum Spielausschussvorsitzenden der Fußballabteilung gewählt.
Im Januar 1934 fand ein Elternabend der DJK Melle-Gesmold in der Melker Stadthalle statt. Die beiden Säle konnten die zahlreich Erschienenen kaum fassen.
Die Neuformation der Mannschaft lässt erkennen, dass fünf Spieler der 1. Gesmokter Mannschaft (Heinrich Glane, Hermann Hehmann, Fritz Epple, Johannes Rammert und Wille Hehemann), zwei Gesmokter Nachwuchsspieler aus der Jugend (die Gebrüder Beckmann)sowie vier Meller Spieler (Westerkamp, Günther, Schmidt und Strakeljahn) zum Einsatz kamen.
Die Entscheidungen für die neue Mannschaftsaufstellung haben vornehmlich Bernhard Brauers und Johannes Rammert getroffen.
Nach anfänglicher Anpassungsschwierigkeiten entstand ein harmonisches Mannschaftsgefüge, das sich bewährte. Die Heimspiele wurden in der Regel auf der Gesmokter Kampfbahn ausgetragen. Die Nationalsozialisten bewirkten einen radikalen Umschwung der politischen Verhältnisse, der sich auch im Sport auswirkte. Als erster katholischer Verband wurde die DJK aufgelöst und das Vermögen beschlagnahmt. 1935 wurde ihrer Tätigkeit durch die Gestapo ein Ende bereitet. Die NSDAP fasste dann alle bestehenden Sportverbände im “Reichsbund für Leibesübungen” zusammen.
Der Sportverein DJK Melle-Gesmold musste eine Änderung des Vereinsnamens vornehmen und führte ab diesem Zeitpunkt die Bezeichnung “Blau-Weiß Melle-Gesmold”, später “Blau-Weiß Gesmold”.

Theateraufführungen

Großer Beliebtheit erfreuten sich die alljährlichen Theateraufführungen in den Wintermonaten. “Es war eine Freude zu sehen, wie die jungen Leute mit Lust und Liebe geübt hatten”, schrieben die Zeitungen. Sowohl ernste als auch heitere Bühnenwerke wurden geboten. Nach den vorliegenden Berichten war das Laienspiel “Der Meineidbauer” 1923/24 eine beeindruckende Aufführung und wurde nach dem 2. Weltkrieg durch die Kolpingsfamilie wiederholt. In der Auswahl der mit urwüchsigem Humor gewürzten karnevalistischen Posse “Söffken van Gievenbeck” hatte der Verein ebenso einen guten Griff getan. Das Stück wurde dreimal vor voll besetztem Haus gespielt. Es füllte auch die Vereinskasse. Spieler waren Paula Witte, Maria Pabst, Christian Weßler, Johannes Geise, David Dodt und Heinrich Brune, Wennigsen, der in diesem Stück seinen Spitznamen “Öhme” bekam. Beim “Glockenguss von Breslau” waren neben den Laienspielern besonders die Bühnenbauer gefragt. Der häufige Szenenwechsel machte nämlich vier größtere Bühnenverwandlungen erforderlich. Das gelang ohne langatmige Pausen. Mehr Schwierigkeiten dagegen verursachten offensichtlich gesangliche Darbietungen. Darüber berichtete z.B. Heinrich Warner zum Sportfest auf dem “Knuttenboden” vom Schimm. Bei dem kleinen Theaterstück hatte Theodor Brebeck die künstlerische Leitung. Johannes Schneider und Heinrich Warner sangen das Couplet “Die verlassene Savoyjarden”. Der eine sang allerdings mit seinem “sakrischem Bass” viel zu niedrig, der andere konstant zu hoch. Statt Beifall ernteten die beiden Solisten Gelächter, aber beleidigt waren sie nicht.
Im Mittelpunkt eines späteren Winterfestes stand das fünfaktige Schauspiel “Elmar”. Die Spieler meisterten ihre Aufgabe mit großem Geschick, die Rollen waren gut besetzt. Besonders angenehm wirkten die wundervollen verschiedenen Kulissen und die prächtigen Kostüme. In der Familienfeier im Januar 1932 fand der Einakter “Der Fußballgegner” begeisterte Aufnahme. Fußball an sich kann schon ein Drama sein, aber wie lässt sich dieses Drama auf der Bühne darstellen? Eine Spielhandlung mit fußballszenen wie Dribblings, langen Pässen, Eckstäßen, etc. lässt sich aus räumlichen Gründen nicht darstellen. Vielleicht begnügte man sich mit der Schilderung eines Spieles in der Art einer Rundfunkreportage oder aber beschränkte sich auf reine Dialoge mit Pro- und Kontrastimmen. Das möchte man heute noch wissen.
Anfang der dreißiger Jahre ergänzten die Sportler ihre geselligen Angebote und veranstalteten in den Herbstmonaten Preisschießen mit gestifteten Preisen. Eine gute Einnahmequelle, die trotz der damaligen wirtschaftlichen Notlage rege Beteiligung fand. Glücklicher Gewinner des Haupttreffers von 1931 – ein Fahrrad – war z.B. der Vorsteher, Bäckermeister und Postagent Konrad Stoltmann.

Neuaufbau nach dem Krieg

Von 1942 bis 1945 ruhte der Sport im Verein gäznlich. Nach dem 2. Weltkrieg war zunächst jede Vereinstätigkeit verboten, bestehende Vereine mussten aufgelöst werden. Mit den Richtlinien für die Neuorganisation des Sports vom 22. Oktober 1945 gestattete dann die Militärregierung in der englischen Besatzungszone die Gründung neuer Vereine. Die Namen der alten Vereine durften allerdings nicht weitergeführt werden. Entsprechend dieser Bestimmung führten eingehende Diskussionen im kleinen Kreis zur Namengebung “Viktoria Gesmold”. Den Vorschlag machte Josef Lemme. der bereits in der Vorkriegszeit Fußball gespielt hatte. Als Vereinsfarbe wurde “Lila-Weiß” gewählt. Am 01. Februar 1946 erfolgte die Genehmigung zur Neugründung.
1. Vorsitzender wurde Albert Ostendarp. Als Kassierer wurden Konrad Schröder und als Schriftführer Josef Lemme gewählt. Der Verein zählte 1946 72 Mitglieder.
Not macht erfinderisch! Weil es keine Spielerkleidung zu kaufen gab, erwarb Walter Gröne Mehlsäcke, die das Personal der Besatzungsmacht benutzt hatte. Die Schneiderwerkstatt Westing fertigte aus diesem Material Trikots an, die anschließend gefärbt wurden. Johannes Beckmann stellte einen Lederfußball aus der Vorkriegszeit zur Verfügung. Das Holz für die Fußballtore stiftete Heinrich Warner aus dem Dratumer Berg. Karfreitag 1946 fertigten Johannes Lemme und Konrad Brune damit die Tore an. Als Tornetze benutzten sie Eisengitterdraht (Baustahlgewebe) den sie sich von der Rollbahn des Wennigser Flugplatzes bei der Besatzungsmacht besorgt hatten.
Motorisierte Fahrten zu Auswärtsspielen bedurften in jedem Einzelfall der Genehmigung der Militärregierung. Die Firmen Wulbusch und Wesseler stellten dafür ihre offenen LKW zur Verfügung, die stets überfüllt waren. Ob Sieg oder Niederlage, sowohl bei der Mannschaft als auch bei den vielen “Schlachtenbummlern” herrschte Stimmung.
Die Währungsreform im Jahr 1948 traf den Verein ebenso empfindlich wie die privaten Haushalte. Jede Person erhielt am Tag “X” 60,- DM für den Lebensunterhalt und Einkünfte in den Monaten danach blieben äußerst mager. Infolgedessen meldeten sich etwa 20% der Vereinsmitglieder ab, die Platzeinnahmen gingen ebenso zurück. In welch bescheidenem finanziellen Rahmen sich der Verein bewegte, zeigten z.B. die Gesamteinnahmen von 1949 mit insgesamt DM 2.562,-. Der Kassenbestand und das Bankguthaben betrugen zum Ende DM 72,82 – heute ein Taschengeld.
Als erstes Vereinsjubiläum wurde im Sommer 1949 das 30 jährige Bestehen unter großem Anklang bei der Bevölkerung in einem Zelt auf dem Sportplatz gefeiert. Theateraufführungen in den Jahren 1949 und 1950 – “Kreuz am Moor” – erweiterten das kulturelle Angebot und förderten die Geselligkeit.

Vereinsleben in den 50ern

Am 02. Dezember 1951 wurde eine Änderung des bestehenden Pachtvertrages für den Sportplatz mit dem Freiherrn von Hammerstein vereinbart, der die Erweiterung des Spielfeldes auf 65 x 102 m sowie die Errichtung von baulichen Anlagen ermöglichte. In Eigenregie wurde dann der Platz vergrößert, dräniert, eingeebnet und neu eingesät. Außerdem wurden das Umkleidegebäude errichtet und ein Zaun erstellt. Die Jahreshauptversammlung 1952 wählte Konrad Schule zum Platzwart. In der Zusammensetzung des Vorstandes gab es bis 1953 keine wesentlichen Veränderungen.
Aus personellen Gründen verzichtete der Verein auf Theateraufführungen. Das Preisschießen brachte weiterhin gute finanzielle Erfolge ein.
Unter der Überschrift “Eine Samtgemeinde feiert ihr Sportfest” schilderte das Meller Kreisblatt den glanzvollen Verlauf der 35-Jahrfeier des Vereins, die am 01. und 02. Mai 1954 veranstaltet wurde. Wie sehr sich der Sportverein der Gunst der Gemeinde erfreute, bewies der starke Besuch, darunter eine stattliche Anzahl von Ehrengästen. In seiner Festansprache stellte Landrat Warner, der selbst Jahre lang aktiv im Verein mitwirkte, die besondere Anerkennung heraus, die Viktoria Gesmold über Samtgemeinde und Kreis hinaus zu erwerben wusste. Vorsitzender Hans Meier überreichte dem Gründungsmitglied und ersten Trainer Christian Harre eine Ehrenurkunde. Der Gesangsverein erfreute mit einigen Liedern, während die Tanzgruppe DJO (Deutsche Jugend Ost) Volkstänze zeigte. Zum sportlichen Programm gehörte u.a. ein Fußballspiel, das 22 Aktive aus den Gründungsjahren zeigten. In den drei großen Zelten auf dem Sportplatz herrschte anschließend reger Festbetrieb und abends auch Tanz und Frohsinn.
In der Jahreshauptversammlung am 04. Februar 1956 zog Albert Ostendarp Bilanz über die zehnjährige Entwicklung des Vereins seit der Neugründung im Jahr 1946. Er lies dabei die stolzen Erfolge, aber auch die unliebsamen Misserfolge der Fußballer Revue passieren. Besonders hob er dabei die starken Zuschauerzahlen hervor, die sich positiv auf die Spielfreude der Mannschaft auswirkten und eine wesentliche Einnahmequelle darstellten. Franz Hübsch erhielt für sein 400. Spiel in der 1. Mannschaft die Ehrennadel des NFV. Die Weichen für die Zukunft stellte Albert Ostendarp mit dem Antrag, als ersten Trainer der Nachkriegszeit Heinrich Hölscher zu ernennen. Das vierzigjährige Jubiläum feierte Viktoria Gesmold in einer Sportwerbewoche vom 09. bis 16. August 1959. An den Fußballturnieren beteiligten sich alle Herren. und Jugendmannschaften. Ein besonders willkommenes Ereignis war das Altherrenspiel gegen den VfL Osnabrück mit den klangvollen Namen wie Vetter, Haferkamp, Irmen, Forthmann, usw., das der VfL standesgemäß mit 9:1 gewann. Höhepunkt der gesellschaftlichen Veranstaltung war der Festakt mit einer Ansprache durch Landrat Heinrich Warner. Er unterstrich in seinen Ausführungen das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Samtgemeinde. Leistungen durch Gemeinschaftsbewusstsein habe auch den Sportverein geprägt. Die Ehrenmitgliedschaft wurde Rudolf Geise verliehenm der sich in vier Jahrzehnten große Verdienste um die Belange des Vereins erwarb.
Im Jahr 1959 gehörten dem Verein 150 Mitglieder an.

Vereinsleben in den 60ern

Die sechziger Jahre gehörten zu den ereignisreichsten Zeitabschnitten in der Vereinsgeschichte. Zukunftsweisend waren dabei vor allem die ersten Schritte in Richtung Gleichberechtigung. Mit der Neuründung der Turnabteilung und der Leichtathletikabteilung wurden nämlich erstmals Frauen und Mädchen Mitglieder im Verein. Mit dem Bau der Turnhalle und des Sportplatzes an der Else engagierte sich die Samtgemeinde störker als zuvor im sportlichen Bereich. Furore machte die 1. Mannschaft. Ihr größter Erfolg war der Aufstieg in die Verbandsliga als zweithöchster Amateurklasse Niedersachsens. Die 60er Jahre dürfen wohl als das “goldene Jahrzehnt” betrachtet werden.
Weil keine geeigneten Räume für Turnen und Hallensport in Gesmold zur Verfügung standen, äußerten Vereinsmitglieder in der Jahreshauptversammlung am 15. Februar 1958 erstmals den Wunsch nach Errichtung einer Turnhalle für die Schul- und Sportjugend. Die Finanzkraft der Samtgemeinde war seinerzeit allerdings sehr bescheiden, da hier größere Gewerbebetriebe mit einem entsprechenden Gewerbesteueraufkommen fehlten. Woher sollten unsere Gemeindeväter das Geld für den Bau und die Unterhaltung nehmen? Anfangs sah man keine Möglichkeiten für die Realisierung des Projektes. Alles unternehmen, was in unseren Kräften steht, war die Devise von Walter Schröder, Mitglied des Kreistages. Die Bemühungen zahlten sich aus. Der Kreis Melle, die Schulbehörde und Sportverbände unterstützten das Vorhaben finanziell. In Verbindung mit der Erweiterung der Schule wurde 1961 die 10 x 18 m große Turnhalle gebaut, mit Geräten ausgerüstet und im Februar 1962 zur Nutzung freigegeben. Die Sportangebote Viktorias erhielten dadurch neuen Auftrieb, wenngleich die Ausdehnung der Turnhalle Wettspiele nur in eingeschränktem Umfang zuließen.
Zusammen mit Albert Ostendarp, Hans Lemme und Walter Strohdrees hatten Hans Meier als 1. Vorsitzender fünfzehn Jahre lang die Geschicke des Vereins geleitet, als er am 21. Februar 1964 seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur bekannt gab. Zu seinen Nachfolger wurde Heinrich Stühlmeyer gewählt. Klaus Spies übernahm die Aufgaben des stellvertretenden Vorsitzenden währen Hans Lemme (Kassenwart), Wlater Strohdrees (Schriftführer) und Albert Ostendarp (Fußballobmann) in ihren Ämtern bestätigt wurden. Ludwig Heggemann kandidierte mit Erfolg für die Position des Jugendwartes. Nach der Wahl appellierte er an die Mitglieder, sich verstärkt der Jugendarbeit zu widmen. Diese Aufgabe verlange ein hohes Maß an Idealismus. Freude im Umgang mit jungen Menschen sei dafür eine wesentliche Voraussetzung. Erfolge bestünden nicht unbedingt und allein im Erreichen von Höchstleistungen, sondern Freundschaft und Kameradschaft sollten an erster Stelle stehen.
Auf dem Programm des Vorstandes standen 1964 zunächst vornehmlich die Vorbereitungen für das 45jährige Jubiläum, das im August im Rahmen der Sportwerbewoche gefeiert wurde. Die Festansprache hielt Landrat Franz Röhr, die Blaskapelle und der Männergesangsverein umrahmten die Feier mit Musik- und Gesangsvorträgen.
Wilhelm Westerheide erstellte 1965 erstmals eine komplette Mitgliederkartei mit den erforderlichen Personaldaten als Verzeichnis für Beitragszahlungen, das Meldewesen sowie für Migliederehrungen.
In der Jahreshauptversammlung am 18. Februar 1966 wurde ein personeller Engpass in der Vereinsführung recht deutlich. Heinrich Stühlmeyer verzichtete auf eine erneute Kandidatur als Vorsitzender und die Nachvolgerfrage löste merkliche Schwierigkeiten aus. Erst nach eingehender Diskussion und erfolglosen Vorschlägen erklärte sich schließlich Albert Ostendarp bereit, zusätzlich zu seinen Aufgaben als Fußballobmann auch das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Robert Heggemann wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Konrad Schimweg wurde in dieser Jahreshauptversammlung zum Ehrenmitglied ernannt. Er war bereits bei der Gründung des Vereins aktiv gewesen und zeigte durch seine zahlreichen Besuche der Vereinsveranstaltungen stets reges Interesse.
Der Blick in die Statistik zum 01. Januar 1966 zeigt, dass der Verein zu diesem Zeitpunkt 402 Mitglieder (268 männliche und 134 weibliche) umfasste. Im Jahr 1959 waren es z.B. 150 Mitglieder, mithin eine Zunahme von 252 Personen = 170%. Die überproportional hohe Zunahme wurde wesentlich durch die zusätzlichen Sportangebote in der Turnhalle beeinflusst. 251 Mitglieder gehörten zurr Fußballabteilung, 131 der Turnabteilung und 29 zur Tischtennisabteilung. Im Februar 1967 wurde erstmalig eine Vereinsschrift – der Viktoria-Kurier – als ein willkommener Service herausgegeben, um alle Mitglieder über die Geschehnisse im Verein zu informieren. Die Samtgemeinde Gesmold hatte die Finanzierung zur Erweiterung der Schule und zur Fertigstellung der Turnhalle im Jahr 1962 kaum verkraftet, als sich, ausgelöst durch das Planfeststellungsverfahren zum Bau der Autobahn (E 8), die Notwendigkeit für eine weitere Investition im Sportbereich ergab. In Verbindung damit wurde die Westerhausener Straße als Zubringer zur Autobahn eingestuft, streckenweise neu trassiert und verbreitert. Weil man ein stärkeres Verkehrsaufkommen erwartete, wurden Fußballspiele auf dem in direkter Nähe befindlichen Sportplatz als Gefährdung angesehen. Diese Sachlage veranlasste den Samtgemeinderat, ein Sportgelände an der Else zu bauen und im März 1964 Zuschussanträge zu stellen. Nach Vorliegen positiver Bescheide konnte bereits im Jahr 1965 mit den Arbeiten begonnen werden.
Die Ausbauweise wies allerdings gravierende Mängel auf, die primär die Entwässerung betrafen. Der Hinweis in der Viktoria-Vorstandssitzung im März 1966 auf die unzureichende Dränage führte zwar zu einer Verbesserung des Leitungsnetzes, konnte die Mängel jedoch nur teilweise beheben, weil die Wasserdurchlässigkeit des festgefahrenen Baugrundes unzureichend war und fachgerechte Dränschichten fehlten. Außerdem beeinträchtigte der durch die Else bedingte hohe Grundwasserstand die Entwässerung.
Mit einem “Prominentenspiel” im Sommer 1968, an dem sich Mitglieder der Gemeinderäte und des Kirchenvorstandes beteiligten, wurde der Platz eingeweiht. Der Einbau der 400 m Laufbahn schaffte die Voraussetzung für die Gründung einer Leichtathletikabteilung.
Ab 1968 beteiligten sich Viktorianer an der Wanderaktion des KSB “Gesund durch Bewegung”. Zwölf Wanderungen führten in den Dratumer Berg, rund um Gesmold, in das Wiehengebirge, zur Noller Schlucht und nach Holsten-Mündrup. 37 Wanderfreunden konnten Urkunden und Abzeichen ausgehändigt werden.
Mittelpunkt der Ereignisse im Jahr 1969 war das 50-jährige Vereinsjubiläum, das in der Sportwerbewoche vom 09. bis 17. August mit einem Festakt gewürdigt wurde. Die herausgegebene Festschrift sowie Sonderseiten des Meller Kreisblattes schilderten aus diesem Anlass Werden und Wachsen des Vereins. Zahlreiche Gäste waren der Einladung zum Festakt gefolgt, unter ihnen Landrat Röhr, der ehemalige Landrat Warner, Vertreter der Gemeinde, der örtlichen Vereine, des Sportbezirkes und Sportler der Nachbarvereine. Ungewöhnlich groß war die Beteiligung der Gesmolder Bevölkerung und besondere Freunde verbreitete auch der Besuch vieler ehemaliger aktiver Viktorianer aus Nah und Fern. Elfriede Pabst und Cilla Hünnefeld hatten zuvor eine Vereinsfahne mit gesticktem Viktoria-Emblem genäht.
Den Festakt eröffnete die Gesmolder Blaskapelle mit einem Platzkonzert beim Vereinslokal Breeck, daran anschließend erfolgte ein gemeinsamer Umzug durch das Dorf. Auf dem Sportplatz an der Else hieß Albert Ostendarp die Besucher willkommen. Er sei glücklich, dass diese Veranstaltung ein so erstaunliches Echo finde; darin komme auch der gemeinschaftsbildende Wert der Vereine zum Ausdruck. Nach der Begrüßungsansprache richteten sich alle Blicke nach oben und folgten dem munteren Treiben der mehreren hundert Luftballons, die zu einem Wettbewerb starteten. In der Festansprache widmete sich Heinrich Warner der Vereinsgeschichte, die er in Abschnitten miterlebt und kennengelernt hatte. In den Anfangsjahren war Heinrich Warner aktiver Fußballer und Turner. Später verfasste er beeindruckende Zeitungsberichte über sportliche Begegnungen und andere Veranstaltungen. Kommunalpolitisch setzte er sich bereits Ende der 20er Jahre im Jugendausschuss des Kreises Melle für die Belange der Sportvereine ein. Auch als Landrat in den Nachkriegsjahren unterstützte er die Jugendarbeit. Bei Jubiläen und anderen Anlässen war er stets ein beliebter Festredner. In Würdigung seiner Verdienste wurde Heinrich Warner während des Festaktes zum Ehrenmitglied ernannt.
Heinz Holler und Konrad Schulte erhielten für ihre Verdienste die silberne Ehrennadel. An dem abwechslungsreichen Sportprogramm beteiligten sich alle Mannschaften und Gruppen der einzelnen Abteilungen. Beim Fußball fanden neben den Turnieren und Plakettenspielen vor allem das Spiel der 1. Mannschaft gegen eine Kreisauswahl Osnabrück / Melle sowie die Begegnung zwischen der Viktoria-Traditionsmannschaft und einer Prominentenelf der Samtgemeinde lebhaftes Interesse. Die Tischtennisabteilung hatte die VfL-Jugend als Norddeutschen Jugendmeister zu Gast, die Leichtathleten trugen vereinsinterne Wettkämpfe aus und die Turner zeigten Querschnitte aus dem Übungsbetrieb.
Beim Tanz im Festzelt gab es Hochstimmung bis tief in die Nacht. So resümierte die Zeitung: “Dass die Gesmolder zu feiern verstehen, bewiesen sie bei den Festlichkeiten anlässlich des 50jährigen Bestehens ihres Sportvereins Viktoria”.

Vereinsleben in den 70ern

Wie ist die Entwicklung in den 70er Jahren nach den “goldenen” 60er Jahren zu bewerten? War der Abstieg der 1. Mannschaft aus der Verbandsliga von 1969 ein Vorzeichen für eine magere Zukunft? Es stimmt, der Höhenflug im Fußball hat sich nicht wiederholt und die Zuschauerzahlen gingen kräftig zurück. Auch hochgesetzte Erwartungen bei den Investitionen (u.a. größere Turnhalle) erfüllten sich in dieser Zeit nicht. Dagegen wurden in anderen Bereichen beachtliche Fortschritte realisiert. So erweiterten die Neugründungen der Volleyball- und der Tennisabteilung die Sportangebote. Die Anzahl der Fußball-Jugendmannschaften wuchs von 5 auf 8, ihre Qualifikation stellten sie wiederholt mit Meisterschaftstiteln unter Beweis. Aufhorchen ließen ebenso die Leistungen der Leichtathleten unter der Leitung des Sportlehrers Drüeke, die in zahlreichen Wettbewerben hervorragende Platzierungen erreichten. Als zweitstärkste Gruppe im Verein entwickelte sich die Turnabteilung zu einer Domäne der Frauen und Kinder und zunehmende Anziehungskraft übte der Erwerb des Sportabzeichens aus. Solide Arbeit in der Tischtennisabteilung leistete Manfred Pawelke. Nach einem Schattendasein führte er diese Gruppe zu einem bemerkenswerten Aufschwung.
Von Anfang bis Mitte der 70er Jahre erfolgten komplette personelle Veränderungen der Vereinsführung. 1971 wurde Heinz Holler zum stellvertretenden Vorsitzende und Albert Brunsmann zum Kassenwart gewählt. 1973 übernahm Johannes Weßler die Aufgaben des Schriftführers von Walter Strohdrees, während die Fußballabteilung Heinrich Pabst zum Fußballobmann nominierte. Als Nachfolger des am 21. Juli Verstorbenen Albert Ostendarp wurde David Warner in der Jahreshauptversammlung 1974 zum Vorsitzenden, Klaus Peter Herchen zu seinem Stellvertreter und Johannes Pabst zum Jugendwart neu gewählt.
Tief erschüttert nahm Viktoria Gesmold Abschied von Albert Ostendarp, der am 21. Juli 1973 verstarb.
Von 1946 bis 1949 und von 1966 bis zu seinem Tod war er 1. Vorsitzender. Als Fußballobmann wirkte er seit 1948 ununterbrochen bis zum Jahr 1973. Seine Amtsdauer umfasste insgesamt 27 Jahre, mehr als ein Drittel der bisherigen Vereinsgeschichte. Wie viele Stunden seiner Freizeit hat er dem Verein in unermüdlichen Einsatz gewidmet?
Die Liebe zum Fußball hatte er bereits in der Jugend vor Beginn des 2. Weltkrieges beim Sportverein Blau-Weiß Gesmold bekundet. 1945 war er Initiator bei der Neugründung des Vereins. Mangel stand am Anfang der Entwicklung in den ersten Nachkriegsjahren (Sportgeräte und -kleidung, Fahrprobleme, Herrichtung des Sportplatzes, etc.) heute noch kaum vorstellbar, unter welchen “Geburtswehen” Aufbauarbeit geleistet werden musste, doch Not mach erfinderisch und hält zusammen.
Albert Ostendarp war nie ein Freund langer Reden, aber er vertrat mit Nachdruck, was er für wichtig hielt. Dazu gehörten vor allem drei Punkte: Training, Kameradschaft und Mitarbeiter. Training und Kameradschaft sind der Schlüssel zum Erfolg, darauf hat er immer hingewirkt, in guten und in schlechten Zeiten. 1956 z.B., als kleine Landvereine über diese Frage kaum nachdachten, engagierte er einen auswärtigen Trainer, obwohl die Kostenfrage nur unter empfindlichen finanziellen Opfern gelöst werden konnte. Der positive Trend unsere Fußballmannschaft hat ihm Recht gegeben. Ebenso war er intensiv und nachhaltig bemüht, qualifizierte Mitarbeiter als Betreuer, Übungsleiter, Mannschaftsbegleiter, Schiedsrichter, Platz- und Gerätewart etc. zu finden. Auf diese Probleme wiesen die Protokolle aus der damaligen Zeit immer wieder mit aller Deutlichkeit hin Albert Ostendarp hat sich den vielfältigen Anforderungen gestellt und an der Förderung des Vereins maßgeblich mitgewirkt. Ebenso hat er sich als langjähriger Vorsitzender des Fußballverbandes im Landkreis Melle mit Rat und Tatkraft bewährt. In Würdigung seiner Verdienste wurde ihm am 25. Februar 1961 die silberne Ehrennadel des LSB Niedersachsen verliehen. Als erstes Viktoria-Mitglied wurde er in der Jahreshauptversammlung am 16. Februar 1973 mit der goldenen Vereinsnadel ausgezeichnet.
Viktoria verdankt ihm viel. Die Lücke, die sein Tod gerissen hatte, war nur schwer zu füllen. Anfangs herrschte bei den Sportlern große Freunde über das neue Sportgelände, zumal die Mannschaften nunmehr auf zwei Sportplätzen spielen und trainieren konnten. Bald stellte sich jedoch der neue Sportplatz an der Else als Problemfall heraus, weil Niederschläge lang anhaltende Wasserflächen und Feuchtbereiche verursachten, sodass der Platz zeitweise nicht benutzt werden konnte. So war hier z.B. im Winterhalbjahr 1974/75 innerhalb von dreizehn Wochen die Austragung von nur zwei Spielen möglich. Von Jahr zu Jahr gab es neuen Ärger. Hinzu kam die Forderung des Straßenbauamtes, den Sportplatz an der Westerhausener Straße aus Gründen der Verkehrsgefährdung aufzugeben, bzw. andere Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Nach der Gebietsreform im Jahr 1972 löste die Sachlage konträre Diskussionen im Stadtrat aus, wobei einige Ratsmitglieder die Meinung vertragen, dass der Sportplatz an der Else trotz der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten und der zehn spielenden Mannschaften genüge. Man hatte dabei wohl nicht mit dem starken Widerstand in Gesmold gerechnet. Mit Unterstützung des Ortsrates setzte sich hier der Standpunkt des Viktoria-Vorstandes durch. Die Gesmolder Kampfbahn blieb dem Verein erhalten und das Verkehrsproblem wurde durch die Einrichtung eines Ballfangzaunes gelöst. Später erhielt der Platz an der Westerhausener Straße eine Flutlichtanlage, die die Trainingsbedingungen in den Abendstunden verbesserte.
Vielfältige sportliche Angebote sind für die Vereinsmitglieder attraktiv. Sie setzten das Vorhandensein entsprechender Fachabteilungen voraus, deren Aufgaben, Zuständigkeiten, Rechte und Pflichten in der Gesamtorganisation eines Vereins geregelt sind. Diesem Ziel dient die im Jahr 1976 geänderte Vereinssatzung ,die Klaus Peter Herchen federführend erstellt. Die Änderung betrifft vornehmlich die Gliederung des Vereins in Abteilungen (§ 9) mit dem Kernsatz: “Jede Abteilung organisiert sich selbständig und wird von einem Abteilungsleiter eigenverantwortlich geleitete, der alle mit dieser Sportart zusammenhängenden Fragen aufgrund der Satzung und der Beschlüsse der Mitgliederversammlung regelt”.
Als Nachfolger von Johannes Weßler wurde Peter Bolwin 1976 zum Schiftführer gewählt. Von den Investitionen im Sportbereich sind der Bau des Hartplatzes mit Beleuchtung (1975/76), die Errichtung des Ballfangzaunes auf der Kampfbahn mit der Installation der Flutlichtanlage (1976/77), sowie der Bau des Umkleidegebäudes auf dem Sportplatz an der Else (1979) zu nennen. Die Neuanlage des Mehrzweck-Hartplatzes an der Turnhalle ermöglichte neben anderen Sportarten auch das Tennisspiel. Dieses Angebot führte zur Gründung der Tennisabteilung. Während die Materialien für die Errichtung des Ballfangzaunes durch die Stadt Melle gestellt wurden, erfolgten die Arbeiten in Eigenleistung des Vereins. Eigenleistungen in erheblichen Umfang (DM 30.000) wurden durch die Mitglieder ebenso für den Bau des Umkleidegebäudes erbracht.
Im Frühjahr 1978 informierte Christian Breeck den Vorstand darüber, dass er aus gesundheitlichen Gründen die Gastwirtschaft nicht weiterführen könne und die Gasträume für die Erweiterung des Supermarktes beansprucht würden. Sechzig Jahre lang hat die Familie Breeck den Mitgliedern des Sportvereins Gastfreundschaft gewährt, dafür gebührt ihr Dank und Anerkennung. Der Verein wechselte das Vereinslokal zur Gastwirtschaft Theodor Seling.
Die Jahreshauptversammlung am 23. März 1979 wählte Robert Heggemann zum Jugendwart als Nachfolger von Johannes Pabst.
Eine wesentliche Arbeitseinsparung für das Führen der Mitgliederkartei und beim Inkasso der Beiträge brachte die Umstellung des Einzugsverfahrens auf EDV im Jahre 1979, das der Service der KSK Melle ermöglichte.
Im Mai 1979 feierte der Verein sein 60jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt der Sportwerbewoche stand der Festakt mit der Festansprache des Bezirkssportbund-Vorsitzenden Adolf Krick, die er unter das Motto stellte: “Ein Lachen der Sportjugend ist wichtiger als Sieg und Punkte”. Umrahmt wurde die Feier durch Musikvorträge des Flötenchores Westerhausen und des Männergesangsvereins Gesmold.
Zu Ehrenmitgliedern wurden Willy Hünnefeld und Johannes Kleine-Kalmer ernannt. Willy Hünnefeld gehörte zu den “Männern der 1. Stunde” bei der Neugründung des Vereins. Unvergessen bleiben seine LKW-Transporte zu Auswärtsspielen unter schwierigsten (technischen und rechtlichen) Bedingungen während der Besatzungszeit nach dem 2. Weltkrieg. Trotz aller Enge und aller Unzulänglichkeiten, wann hat es wohl mehr Stimmung bei Spielern und Zuschauern auf dem Weg zu Auswärtsspielen gegeben? In den Spielausschüssen, als Mannschaftsbetreuer und -begleiter stand Willy Hünnefeld immer wieder zur Verfügung. 1977 wurde er als Mitglied in den Ältestenrat gewählt.
Unmittelbar nach der Heimkehr aus dem Krieg begann die aktive Spielzeit von Johannes Kleine-Kalmer in der 1. Mannschaft. technisch versiert und mit guter Spielübersicht wirkte er als Libero und Aufbauspieler. An den Erfolgen des Teams war er maßgeblich beteiligt. Nach Beendigung seiner aktiven Spielzeit stand er in den Spielausschüssen mit Rat und Tat zur Seite.
Mitglied im Ältestenrat war Johannes Kleine-Kalmer von 1979 bis 1983.
Mit der goldenen Verdienstnadel wurden beim Festakt Albert Brunsmann, Friedrich Glane und Hermann Witte ausgezeichnet.
Zum Programm der Sportwerbewoche gehörten ferner ein Familienwandern, Fußballturniere, ein Volkslauf sowie ein Frühschoppen mit einem Platzkonzert der Blaskapelle.

Vereinsleben in den 80ern

Freunde herrschte in Gesmold, als am 24. September 1986 die neue große Turnhalle offiziell in Betrieb genommen wurde. Die Stadt Melle erfüllte damit einen langgehegten Wunsch des Sportvereins. Ein Meilenstein in der Geschichte Viktorias, der die sportlichen Möglichkeiten grundlegend verbesserte. Der Damit verbundene Mitgliederzuwachs zeichnete die 80er Jahre aus. 1979 gehörten 590 Mitglieder zum Verein, 1989 waren es 1.082, mithin eine Zunahme von 592 Personen. Indessen deckte die erfreuliche Entwicklung auch mehr Schwachpunkte auf. Für die Sportangebote fehlten nämlich qualifizierte ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wer r sollte alles bezahlen, wenn die kostenlose Arbeit der Ehrenamtlichen durch hauptamtliche Kräfte geleistet würde? Vorstand und Abteilungsleiter richteten daher ihr Hauptaugenmerk auf die Lösung personeller Probleme. Mit gutem Beispiel gingen namentlich die Frauen und Mädchen der Turnabteilung voran. Sie nahmen an Aufbaulehrgängen teil und erwarben Übungsleiterlizenzen bzw. Vorturnerscheine. Auch andere Abteilungen setzten positive Akzente, z.V. die Fußballabteilung mit Übungsleiter- und Schiedsrichterprüfungen, die zu merklichen Fortschritten führten.
Gleichwohl konnten nicht alle Lücken geschlossen werden, insbesondere die zahlenmäßig kleineren Abteilungen waren dadurch beeinträchtigt. Welche Bedeutung das ehrenamtliche Engagement hat, lässt erkennen, dass z.B. im Jahr 1989 etwa 100 Mitarbeiter/innen im Verein tätig waren.
Einen Anreiz für ehrenamtliche Helfer bildete der Vorschlag in der Jahreshauptversammlung, Fahrten ins “Blaue” für Mitarbeiter durchzuführen, eine Idee, der gern gefolgt wurde.
In der Jugendversammlung 1980 bekundeten 23 Jugendliche ihr Interesse an der Gründung einer Judoabteilung. In der darauf folgenden Jahreshauptversammlung wurde dafür grünes Licht gegeben. Joachim Lorenz sorgte als erster Trainer für einen glänzenden Start.
Nach zehnjähriger Tätigkeit im Vorstand kandidierte Heinz Holler nicht mehr für die Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden. Er war bereits 1947 Stammspieler in der 1. Mannschaft, 1950 Jugendtrainer, später Mitglied im Spielausschuss, im Jugendausschuss und Mannschaftsbetreuer. Die Jahreshauptversammlung verabschiedete Heinz Holler mit großem Beifall und mit einem Präsent. Als sein Nachfolger wurde Werner Nieweg zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Eine wichtige Etappe für die Tennisabteilung war die Fertigstellung der beiden Tennisplätze. Mehr als 400 freiwillige Arbeitsstunden hatten die Tennisfreunde dafür geleistet.
Walter Strohdrees, der die Abnahme des Sportabzeichens organisierte, berichtete über eine gute Resonanz. Insgesamt wurden 40 Sportabzeichen erworben. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte konnte das Familiensportabzeichen verliehen werden. Alle Mitglieder der Familie Lepper hatten die Bedingungen dafür erfüllt.
Auf Antrag des Vorstandes wurde durch die Jahreshauptversammlung am 19. Februar 1982 Fritz Glane zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Seit 1945 war er ununterbrochen für Viktoria als Ballwart tätig gewesen. Die Mannschaften konnten sich auf ihn verlassen. Außerdem wirkte er von 1951 bis 1954 im Fußball-Spielausschuss mit und stellte sich darüber hinaus für andere Hilfeleistungen im Verein zur Verfügung.
Die JHV bestätigte alle zuvor gewählten Vorstandsmitglieder in den einzelnen Personen. Außerhalb der Satzung wurde Ruth Lepper zur Frauenwartin gewählt.
Auf Initiative von Elfride Pabst wurde die Gruppe Seniorenturnen gegründet.
Aus Anlass des 65jährigen Bestehens beauftragte der Fußballkreis Osnabrück-Land Viktoria Gesmold mit der Ausrichtung der “Franz-Grammann-Gedächnisspiele”, einem großen Mini-Kicker-Turnier. Im Rahmen der Sportwerbewoche stand der Fußballnachwuchs im Mittelpunkt des Geschehens. Etwa 700 Spieler, darunter auch einige Fußballmädchen, waren daran beteiligt. Ein historisches Ereignis in der Gemeinde war die 825-Jahrfeier im Jahre 1985. Der Sportverein beteiligte sich mit einem Festwagen an dem großen Festumzug. In der JHV wurde Willi Brune zum Schriftführer als Nachfolger von Peter Bolwin gewählt, alle anderen Vorstandsmitglieder wurden in ihren Positionen bestätigt.
“Was lange währt, wird endlich gut”. Dieses Sprichwort lässt sich auch auf die im Jahr 1986 fertiggestellte Turnhalle an der Else anwenden. Der Wunsch ging nämlich bereits auf die Zeit vor der Gebietsreform (1972) zurück. Wie ein roter Faden zogen sich die Argumente “Übergroßer Andrang, zu kleine Übungsstätte, sportliche Angebote platzen aus allen Nähten, neue Mitglieder können nicht untergebracht werden” jahrelang durch die Protokolle und durch Zeitungsberichte. Und endlich, 1984 war Land in Sicht. Josef Stock, seinerzeit wirtschaftspolitischer Sprecher im Landtag, gab den Anstoß zu einer Finanzbeteiligung des Landes und setzte damit ein Signal. Aus einem Sonderprogramm zur Bezuschussung von Sportstättenobjekten stellte das Land Niedersachsen für den Bau der Turnhalle 330.000 DM zur Verfügung. Der Landkreis Osnabrück gwährte einen Zuschuss in Höhe von 570.000 DM und den Großteil der Baukosten von insgesamt 2.200.000 DM finanzierte die Stadt Melle.
Um eine möglichst große Spielfläche zu bekommen, empfahl die Bezirksregierung Weser-Ems eine Änderung der ursprünglichen Planung mit dem Hinweis, die Flächen für Nebenräume (Regieraum, Nasszellen, Umkleide- und Geräteräume, Verbindungsgang) zu begrenzen und insbesondere auf den Gang zugunsten einer optimalen Spielfläche zu verzichten. Dieser Vorschlag wurde begrüßt und realisiert. Die Spielfläche erreichte damit eine Größe von 44 x 22 m, ein Maß, das auch den Vorstellungen der Sportverbände z.B. für Hallenfußball und Handball entspricht, während die Nebenflächen 44 x 8,50 m in Anspruch nehmen und für die Zuschauertribüne eine Fläche von etwa 40 x 1,5m bereitgestellt wurde. Die komplette Ausstattung der Halle mit Vorrichtungen und Sportgeräten erfolgte in guter Zusammenarbeit des Jugend- und Sportamtes der Stadt Melle mit dem Ortsrat sowie Mitgliedern des Sportvereins. Einige Gruppen demonstrierten am Tag der Schlüsselübergabe die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Halle. am Sonntag nach der Einweihung nutzte die Gesmolder Bevölkerung die Gelegenheit, bei einem “Tag der offenen Tür” die Halle zu besichtigen und die Spielgeräte selbst auszuprobieren.
Der Vorstand nutzte die Gunst der Stunde und startete eine Mitgliederwerbeaktion, die auf “fruchtbaren Boden” fiel, allein in den Jahren 1986/87 konnten 165 Neuaufnahmen verzeichnet und damit die Tausen-Schwelle überschritten werden.
An dem Mitgliederzuwachs waren Frauen und Mädchen wesentlich beteiligt. Ihr Anteil im Verein erreichte etwa 40 %. Der Vorstand machte daher in der JHV am 07. März 1986 den Vorschlag, eine Frauenwartin in den Vorstand zu wählen und die Satzung entsprechend zu ändern. Die JHV war damit einverstanden und in der folgenden Wahl wurde mit Ursula Nieweg erstmals eine Frau für den Vorstand nominiert.
Mit den erweiterten Sportangeboten und der expandierenden Mitgliederzahl waren naturgemäß zunehmende organisatorische Anforderungen verbunden. Die räumlichen Voraussetzungen dafür schuf der Verein mit der Einrichtung der Geschäftsstelle auf dem Grundstück Seling. Der eingerichtete Tagungsraum dient Mannschaft- und Gruppentreffen. Mitarbeiterbesprechungen sowie den Sitzungen der Spielausschüsse. Im Büro wurden Posteingang, Schriftverkehr, Telefonanschluss und Archiv zentralisiert.
Ein Dauerbrenner als Thema in der JHV der 70er und 80er Jahre war der Zustand des Sportplatzes an der Else, der infolge anhaltender Wasserflächen bzw. Feutbereiche immer wieder Spielausfälle verursachte und die Trainingsmöglichkeiten stark einschränkte. Heinrich Pabst befasste sich vorrangig mit diesem Problem. Seine beharrlichen Apelle an die Stadt mit der Bitte um Abhilfe wurden schließlich honoriert. In der JHV am 11. März 1988 erklärte Ortsbürgermeister Oberwestberg, dass die Stadt Melle das Projekt eines neuen Sportplatzes in die “Wunschliste” aufgenommen habe und zunächst Standortüberlegungen geführt würden. Das war der erste Schritt. Im Mai 1988 führte das Prüflabor für Sportplatz- und Landschaftsbau Pätzold, Osnabrück, bodenkundliche Untersuchungen durch. Das Fazit des Prüfberichtes ergab, dass der Kostenaufwand für eine grundlegende Sanierung von nahezu DM 500.000 in etwa dem eines Neubaues entspreche. Problematisch bei einer Sanierung bliebe nach wie vor der durch die Else bedingte hohe Grundwasserstand. Nach eingehenden Überlegungen wurde daher vorgeschlagen, von einer umfassenden Sanierung abzusehen und stattdessen einen neuen Platz an einem anderen Standort zu bauen. Dagegen hielt man eine Regenerierung der bestehenden Rasen- und Tennenflächen für zweckmäßig, die im Sommer 1989 durchgeführt wurde. Im Zuge der Rasenflächenbehandlung wurden 30 cm tiefe Löcher (80 – 100 pro qm) gestanzt und diese mit durchlässigem Material, mit Rasensaatgut und Startdünger gefüllt. Von der Tennenlaufbahn wurde die verschlämmte Deckschicht entfernt und eine neue Deckschicht aufgetragen. Die Regenerierungsarbeiten verbesserten zwar die Qualität der Rasen- und tennenfläche, aber die ungenügende Wasserdurchlässigkeit des Baugrundes blieb bestehen.
Die JHV am 17. März 1989 wählte Wlater Strohdrees zum Pressewart. Ein vielfältiges Programm präsenteirte der Verein zum 70jährigen Bestehen in der Sportwerbewoche vom 22. Juni bis 02. Juli 1989. Die Ansprache beim Festakt mit Ehrungen hielt Bürgermeister Schwertmann. Der Festgottesdienst im Festzelt wurde von der Blaskapelle begleitet. Die einzelnen Abteilungen stellten sich for mit Fußballturnieren, Staffellauf für die Allgemeinheit, Tennisturnier, Lauftreff sowie Einzelwettkämpfen einer Berliner Turngruppe mit der Gesmolder LEistungsturngruppe. Für die Gesmolder Senioren fand ein Nachmittag in der Turnhalle statt. Das Sportprogramm wurde u.a. durch eine Flugmodellvorführung und eine Hundevorführung während der Pausen aufgelockert.

Vereinsleben in den 90ern

In den 90er Jahren setzte sich der Mitgliederzuwachs fort. In Verbindung damit stiegen die Gesamteinnahmen und -ausgaben, woebei die Einnahmen in 1991 erstmals die DM 100.000-Schwelle überschritten. Als neue Sparte wurde die Teanzsportabteilung gegründet. Großinvestitionen im Bereich der Sportanlagen wurden mit dem Bau des neuen Sportplatztes und des Tennis-Umkleidegebäudes verwirklich.
In der JHV verabschiedete sich Heinrich Pabst nach 17jähriger Tätigkeit als Fußballobmann. Berufliche Gründe und ein Wohnortwechsel ließen eine Weiterführung der Aufgaben nicht zu. In einem Rückblick skizzierte Heinrich Pabst die Entwicklungen in der Vergangenheit, namentlich die Bereitschaft, sich im Verein zu betätigen. Trotz der Einflüsse durch vielfältige Freizeitangebote und verändertes Freizeitverhalten sei ab Mitte der 80er Jahre ein Neuaufbau der Jugendarbeit gelungen. Das zeige sich z.B. darin, dass nunmehr für die 9 spielenden Jugend- und 5 Herrenmannschaften ausreichen Übungsleiter und Betreuer zur Verfügung ständen. Der persönliche Einsatz des Einzelnen müsse als Beitrag für die Gemeinschaft gewertet werden, nach dem Grudsatz: “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es”. Für die Zukunft wünschte er sich Glück und Erfolg.
David Warner dankte Heinrich Pabst für die 17 Jahre lange und stets angenehme Zusammenarbeit im Vorstand. Ohne seinen Einsatz wären viele positiven Entwicklungen nicht möglich gewesen. Als Nachfolger von Heinrich Pabst wurde Uwe-Peter Brylankowski zum Fußballobmann gewählt. Nach dem Bericht der Turnabteilung erklärte Ruth Lepper, dass sie nach 10jähriger Tätigkeit als Spartenleiterin die Aufgaben nicht weiterhin wahrnehmen möchte. In der letzten Spartenversammlung hätten sich Bärbel Timmermann für die Frauenturngruppen und Josefine Vossel für das Kinderturnen zur Verfügung gestellt. David Warner betonte dazu, dass Ruth Lepper sehr viel Freizeit und Idealismus in die Aufgaben eingebracht habe, wofür ihr die Mitglieder dankbar seien.
Ortsbürgermeister Oberwestberg zeichnete die Rasenkraftsprotlerinnen Christine Grave, Stephanie Grave, Sonja Pholmann, Silke Heidenescher, Annette Rumker, Kerstin Sutmöller und Annette Wortmann für die erworbenen Titel bei den Niedersächsischen Landesmeisterschaften, Norddeutschen Meisterschaften und Deutschen Meisterschaften aus.
Im Namen des NFV überreichte Walter Strohdrees Fritz Epple die silberne Verdienstnadel und eine Urkunde für die 60jährige Vereinszugehörigkeit.
Marianne Hölscher stellte den Antrag auf Gründung einer Tanzsportabteilung. Die Mitglieder waren damit einverstanden und der Vorstand sagte seine Unterstützung zu.
An den Fußballspielen während der Sportwerbewoche in 1990 nahmen erstmal zwei Mannschaften aus Ostdeutschland (Schwerin) teil.
David Warner wies im Vorstandsbericht besonders auf die Übungsleiterfrage hin, ein Problem, das den Verein im Laufe der Jahre immer begleitet hat. Erfreulich sei, dass es inzwischen dank der Bemühungen von Robert Heggemann und der Abteilungsleiter gelungen sein, bei der Besetzung vakanter Stellen wesentliche Fortschritte zu erzielen. Auf dem Sportplatz and er Else wurde eine Beregnungsanlage installiert. Maria Pabst und Robert Heggemann schlugen die Anschaffung einer neuen Viktoriafahne in der Größe von 120 x 120 cm mit einem lila Emblem auf weißem Untergrund vor. Die Besucher der JHV begrüßten die Anregung. Beim Grönegaufest im Sommer 1991 wurde die Fahne erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
In der JHV am 20. März 1992 wurden Heinrich Stühlmeyer und Franz Hübsch zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Heinrich Stühlmeyer war seit 1935 Vereinsmitglied, 1963 stellvertretender Vereinsvorsitzender und von 1964 bis 1966 Vereinsvorsitzender. Der Verein dankt ihm insbesondere für die Initiativen zum Bau des Sportplatzes an der Else.
Franz Hübsch kam 1946 von Duisburg-Meiderich nach Gesmold. Er war jahrelang ein hervorragender Mittelfeldspieler und Torschütze. In der ersten Herrenmannschaft kam er in mehr als 500 Spielen zum Einsatz.
Am 06. April 1992 feierte die Turnabteilung das 30jährige Bestehen. Ein besonderes Lob bei der Jubiläumsfeier galt Elfriede Pabst sowie den Frauen, die von Anfang an dabei waren. Nachdem Uwe-Peter Brylankowski das Amt des Fußballobmanns aus persönlichen Gründen nicht mehr wahrnehmen konnten, übernahm Johannes Morkötter diese Aufgabe.
Im Namen der Mitglieder dankte David Warner den ausgeschiedenen langjährigen Vorstandsmitgliedern Robert Heggemann und Walter Strohdrees für die umsichtige und erfolgreiche Tätigkeit auf der JHV vom 05. März 1993.
Zu Kassenprüfern wurden Johannes Weßler und Willi Mergelmeyer gewählt, als Stellvertreter Hubert Pabst. In den Ältestenrat wurden Heinz Holler, Heinrich Kruse, Thekla Kruse, Siegfried Rothkehl und Hubert Grothaus gewählt.
In den Ausführungen zum 1968 fertiggestellten Sportplatz an der Else wurde bereits berichtet, dass sich dieser Platz im Laufe der Jahre als ein bleibender Problemfall darstellte. Niederschläge verursachen lange anhaltende Wasserstellen und feuchte Bereiche, sodass eine Benutzung zeitweise nicht möglich ist, weil die Wasserdurchlässigkeit des Baugrundes unzureichend ist, Drainschichten fehlen und die Brainageleitungen nicht ausreichen. Außerdem wirkt sich der durch die Else bedingte hohe Grundwasserstand nachteilit aus.
In zwei Jahrzehnten wies der Sportverein wiederholt auf den schlechten Zustand des Sportplatzes hin, bis bodenkundliche Untersuchungen des Prüflabors Pätzold im Jahr 1988 gravierende Mängel in der Ausbauweise bestätigten.
Aufgrund dieser Sachlage entschloss sich der Meller Stadtrat zum Bau des neuen Sportplatzes am Hörstenweg mit Grünanlagen und Parkplätzen. Am 04. Juni 1993 erfolgte die Fertigbauabnahme. Entstanden ist eine Anlage, die eine maximale Belastbarkeit des Rasenspielfeldes ermöglichen soll. Die Ausbauweise trägt den bodenphysikalischen Eigenschaften des Baugrundes Rechnung und berücksichtigt den relativ hohen Grundwasserstand. Für eine ausreichende Oberflächenentwässerung sorgen eingebaute Filter- und Drainschichten in Verbindung mit einer funktionsgerechten Drainung. Zum Erhalt der Grasnarbe in trockenen Sommermonaten dien die installierte Beregnungsanlage. Für die Anplafnzung im Außenbereich des Sportplatzes mit Bäumen und Sträuchern sorgen Viktoria-Mitglieder unter Leitung des Jugendwartes Stephan Blattner. Die durch diese Maßnahmen eingesparten Mittel stellte die Stadt Melle für die Installierung einer kompletten Flutlichtanlage zur Verfügung. “Jetzt liegt es an und, dien Platz mit Leben zu füllen”, betonte David Warner abschließend.
1993 ging ein lang ersehnter Wunsch der Tennisabteilung in Erfüllung, denn am 21. Mai wurde das nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt 12 x 9 m große Tennishaus mit Umkleideräumen, Duschen, Toiletten und einem Aufenthaltsraum eingeweiht. Der schmucke Bau fügt sich harmonisch in das Landschaftsbild ein. Das Projekt konnte nur durch enorme Eigenleistungen der Mitglieder der Tennisabteilung verwirklicht werden.
Im Jahr 1994 feierten wir in großem Rahmen unser 75-jähriges Vereinsjubiläum. In einer gut geschriebenen Chronik ist die Geschichte und die Entwicklung hierzu nachzulesen (siehe oben). Im gleichen Jahr verstarb leider unser damaliger langjähriger Präsident David Warner und somit musste ein neuer erster Vorsitzender gesucht werden, der die Geschicke sicher weiter leitete. Bei der nächsten Jahreshauptversammlung 1995 wurde Robert Heggemann – in Abwesenheit – gewählt. Er bekam die erfreuliche Nachricht der Wahl per Fax ( und das war damals ein nicht alltäglicher Datenweg !!!) überbracht, er weilte nämlich zu diesem Zeitpunkt auf hoher See. Ebenso wurde Willy Brune zum Ehrenmitglied gewählt, da er schon seit über 50 Jahren im Verein war und sich hier durch seine Arbeit vorbildlich engagierte.
Die alte Geschäftsstelle auf dem Hof Seling war 1996 in einem sehr schlechten Zustand. Allen Verantwortlichen war klar, dass hier eine andere Lösung gefunden werden musste. So wurde eine Vorstandssitzung in Bissendorf bei Stumpe einberufen, hierbei wurde viel diskutiert und die Richtung für unseren Verein gemeinsam festgelegt. Zum ersten Mal brachte Robert Heggemann den Vorschlag auf den Tisch einen Anbau an die Turnhalle zu realisieren. Eine direkte Vorortbesichtigung brachte dann die Gewissheit und die Planung „Neues Vereinsheim auf zwei Etagen“ wurde von nun an von allen Vorstandsmitgliedern getragen.